Inari - Nordkapp
13. TAG
Ivalo - Inari - Hietajoki/Tartakko (103 km)
Nach dem gestrigen Sonnentag, grüsst uns heute Morgen der Regen. Andreas ist optiministisch, dass es heute gut wird und er sollte recht behalten. Die Strasse schlängelt sich gut ausgebaut, mal eben, mal buckelig bis Inari. Mit dem Inarisee verbinden wir tolle Erinnerungen. Haben wir doch vor 34 Jahren morgens um 02.00 Uhr bei Sonnenschein im Juni eine unvergessene Paddeltour unternommen. Von Romantik nun keine Spur. Deutsche Busladungen werden ausgespuckt, die sich sofort auf den Weg machen, um sich mit Souvenirs für die Daheimgebliebenen einzudecken. Logisch stürzen sich die Touristen auf uns und unser Fahrrad, zeigen uns ihre Handyaufnahmen, die sie vom Bus aus von uns gemacht haben und hören sich ungläubig und faszinierend unsere Reiseroute an.
Von einem Abstecher nach Russland haben wir doch lieber Abstand genommen.
Nicht mehr weit ... aber nicht unsere Richtung.
14. TAG
Hietajoki/Tartakko - Kirkenes (138km)
Welchen See hättens denn gern? Auf einer tollen leicht hügeligen Straße fahren wir an unzähligen Seen vorbei. Den schönsten gibt es nicht, alle sind wunderschön. Wollgras, Flechten, Heidekraut. Automatisch denkt man an die geradezu popeligen Weiher Oberschwabens oder gar den übervölkerten Bodensee. Jeder Finne würde wahrscheinlich den Kopf schütteln.
TAG 15
Kirkenes - Tana bru (148km)
Kirkenes muss man nicht wirklich gesehen haben. Die 12 km vom Campingplatz haben sich nicht gelohnt. Wir treten schnell die Weiterfahrt nach Tana bru an. 148 km und insgesamt 1480 Höhenmeter liegen vor uns, der Wetterbericht eher bescheiden. Trotz guter Regenkleider sind wir irgendwann durchnässt. Ab Neiden schwenkt die Straße eher ins Fjell, durch riesige Moore kommen wir gut voran. Weiter geht es der Küste entlang mit vielen Aufstiegen und Abfahrten. Mittagspause unter dem Vordach eines verlassenen Hauses. Einkehrmöglichkeiten oder eine Bank zum Ausruhen, sucht man hier vergebens.
Irgendwann gegen Abend erreichen wir Tana bru.
TAG 16
Tana bru- Ifjord (92 km)
Tana bru liegt am riesigen Tenojoki. Am Fluss geht es zunächst meist eben entlang. Nach 1,5 Stunden hat uns der Regen wieder eingeholt. Über kleine Höhenrücken (ca 150 m Höhenunterschied) windet sich die schlaglochgepflasterte Straße von Fjord zu Fjord. Nach der sehr kurzen Mittagsrast müssen wir knapp 400 Höhenmeter hinauf auf das Ifjordfjell. Leider ist von der fantastischen Landschaft kaum etwas zu erahnen. Riesige Rentierherden können wir bei näherem Hinsehen erkennen. Ganze Wälder von erfrorenen und vertrockneten Birkenwälder lassen bei diesem Wetter alles leicht gespenstisch aussehen. Was wäre das bei Sonnenschein eine Pracht! Stattdessen wabbert der Nebel und der Regen peischt ins Gesicht. Auf den Abfahrten frieren wir gewaltig.
Tag 17
Ifjord - Kjøllefjord ( 112 km)
Der Tag beginnt, wie er aufgehört hat. Mit tiefgrauen Wolken und nebenverhangenen Bergen. Es hilft nichts. Op de fiets. Ein kleiner Lichtblick. In 17 km Entfernung kommt eine der wenigen Einkaufsmöglichkeiten mit Aussicht auf einen wärmenden Kaffee. Hier am gefühlten Ende der Welt, treffen sich die wenigen Dorfbewohner zum Einkauf (hier kann man sogar noch Lebertran käuflich erwerben) und zum Schwätzchen. Nach längerem Aufenthalt müssen wir los, sonst wird es mit der Tagesettappe eng, es ist ja schon längst nach 12.00 Uhr. Dick eingemummelt, mit allem was zur Verfügung steht, geht es einer grandiosen Küstenstrasse mit Tief- und Weitblick den Fjorden entlang. Mal 300 Höhenmeter rauf, dann 300m runter im Gleichtackt. Sehr anstrengend und kräftezehrend und je mehr Kilometer der Tacho anzeigt, auch frustrierend.
Das Ziel Kjøllefjord ist schon greifbar, taucht ein Samizelt mit Samen auf. So viel Zeit muss sein, schnell noch einen kleinen Abstecher.
Es ist weit nach 20.00 Uhr als wir ankommen, die Nacht werden wir im Wartesaal der Hurtigruten verbringen. Immerhin, es ist warm, umsonst, Duschen und Toiletten sind vorhanden, ausserdem bekommen wir hautnah mit, wenn um 03.00 Uhr morgens das Hurtigrutenschiff einläuft.
TAG 18
Kjøllefjord - Honningsvåg - Nordkapp
Es ist um 3.00 Uhr morgens schon fast taghell, die Sonne scheint das Strahlen doch nicht ganz vergessen zu haben. Dementsprechend liegt die Temperatur bei 2 Grad. Die "Nordlys" legt pünktlich und unkapriziös an, es wird nun offensichtlich, es ist halt immer noch ein Postschiff, das auch Waren und Arbeiter mit ihren Autos von A nach B bringt. Und uns. Einsteigen, Fahrrad abstellen und oben ein Ticket kaufen, fertig.
Nach kurzweiligen 3 Stunden, heißt es leider runter vom Schiff. Wir sind in Honningsvåg. Es scheint die Sonne bei frostigen Temperaturen. Beste Voraussetzungen um endlich an unser angestrebtes Ziel, dem Nordkapp zu kommen. 34 km hört sich ja nicht gerade viel an, aber es wird ein verdammt schwerer Trip. Der nördlichste Zipfel Europas verlangt auch von den wesentlich jüngeren Radreisenden viel ab. Steigung von 9% , mühsame 320m hoch und dann alles wieder runter. So schlängelt sich die Straße hoch. Fast 3 Stunden Wind, Nebel, Rentiere, die die Straße queren, kalt an Hand und Fuss und auch sonst überall. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis unverkennbar der Parkplatz, schon gut gefüllt mit Wohnmobilen auftaucht. Es lohnt sich, früh zu sein, denn der Eintritt, stolze 30 Euro pro Person, wird wohl erst gegen 11.00 Uhr kassiert. Obwohl das Nordkapp recht unspektakulär aussieht, ist doch der Ausblick ins schiere Unendliche toll. Klar fallen wir "zwei Alten" mit unserem Fahrrad auf und gleich müssen wir Fragen beantworten, werden fotografiert und haben Mühe, in Ruhe von uns selbst Fotos zu machen.
Nach ein paar Stunden des Verweilens, geht die nicht weniger anstrengende Fahrt hinunter ins Tal. Der Zeltplatz in Honningsvåg bietet sich als Nachtquartier an. Wir sind, wie so häufig, die einzigen im Zelt.
Unser Platz für die nächste Nacht.
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