Nach einer ausgiebigen Dusche und ruhiger Nacht auf dem Campingplatz Gränssjö kommen wir erst gegen 09:00 Uhr los. Wir entscheiden uns für den "offiziellen Weg", das heißt wir gehen etwa einen Kilometer auf der Straße in östliche Richtung, bevor wir im spitzen Winkel auf den Skiweg nach Vardofjäll abbiegen. Vielleicht wäre die Alternative über den zugefrorenen See etwas weniger anstrengend gewesen, da die Eisflächen leichter zu begehen sind und die Strecke kürzer ist.
Wir stapfen leicht ansteigend durch den Wald. Der Schnee ist immer noch sehr tief und wir finden kaum Halt. Der fantastische Bergwald und die strahlende Sonne entschädigen uns aber für die Mühen.


Nach anderthalb Stunden finden wir eine frische Scooterspur, die den Aufstieg enorm erleichtert. Gegen Mittag erreichen wir die Waldgrenze. Im Schutz der Bäume mit gutem Blick nach Norden verbringen wir unsere Mittagspause.

Nach der Mittagspause wird es deutlich windiger. Der Himmel zieht zu und die für das Fjäll typische Schneedrift setzt ein. Wir holen den Anorak und die winddichten Handschuhe raus, ziehen die Sturmhaube auf und erleben spannende Lichtmomente.




Am späten Nachmittag blicken wir über den See Gottern.
Unten angekommen, gelangen wir zu einer häufiger befahrenen Scooterspur. Offensichtlich ist dies der Zugang zu dem einsamen Gehöft Vardofjäll (gleichnamig mit dem dortigen Fjäll). Inzwischen ist es dunkel geworden. Am Zaun des Hofes schlagen wir unser Zelt auf. Ein Hund bellt gelegentlich. Nach einiger Zeit kommt ein Scooter. Wir haben gewisse Bedenken, ob wir nicht zu nah am Hof zelten und der Besitzer damit nicht einverstanden ist. Das Gegenteil sollte passieren: der Besitzer des Hofes, Ronny Svarto, fragt uns nur, ob bei uns alles ok sei und ob wir genug zu essen und trinken hätten.
Später haben wir mit Ronny Kontakt aufgenommen. Mit seiner Frau Ingrid betreibt er seit 1978 diesen Hof, 15 Kilometer von der nächsten Straße und 55 Kilometer vom nächsten Lebensmittelgeschäft entfernt. Der Hof ist wohl einer der einsamsten in Schweden. Ab Sommer 2022 wollen die beiden auch eine einfache Unterkunft für Wanderer und Skifahrer anbieten.


Am nächsten Morgen geht es weiter zur Åtnikstugan. Unsere Route führt durch den Wald. Auf der Karte sieht der Weg flach aus, in der Realität gibt es allerdings ein laufendes Auf und Ab im tiefen Schnee. Letztendlich benötigen wir für die 8 Kilometer vom Vardofjäll bis zur Åtnikstugan 4 Stunden. Entschädigt werden wir durch regen "Schneehuhnverkehr" und gelegentlichen Anblick von Schneehasen.

Die Åtnikstugan wurde bereits in den 1930er Jahren erbaut und ist mit 8 Schlafplätzen eine der "größeren" Hütten am Lapplandsleden. Auch hier ist man auf Selbstversorgung angewiesen.
Wir nutzen die Åtnikstugan zur Mittagsrast und machen uns anschließend auf den Weiterweg nach Remdalen bzw. in Richtung Tjakkelestugorna. Die Spur führt nach Westen in Richtung norwegischer Grenze. Auf schwedischer Seite ist die Skispur gut markiert, in Norwegen geht man meist davon aus, dass der Skiwanderer den Weg selbst findet.
Dies kümmert uns nicht weiter, da wir auf auf schwedischer Seite bleiben.



Abends wird wie immer in der Apsis gekocht. Wichtig ist, dass der Kocher auch im Schnee sicher steht und genügend Abstand zu den Zeltwänden hat. Mit der Schaufel wird ständig Schnee nachgefüllt. Ein Topf voll Schnee ergibt geschmolzen maximal 1/3 der Füllmenge an Wasser. Das Schneeschmelzen ist immer ein energie- und zeitaufwändiges Unterfangen.
Am nächsten Tag stöbert ein Elch durch die Gegend. Leider sehen wir nur die frischen Spuren. Später im Kalfjäll ist der Schnee sehr hart und verblasen, so dass wir die Spur nur schwer halten können.


Entsprechend ruppig ist die Abfahrt ins Remdalen. Manchmal versucht die Pulka uns zu überholen, Stürze sind vorprogrammiert. Das Remdalen ist sehr weitläufig. Durch das Remdalen führt der Norfararleden (übersetzt: Nowegenfahrerweg) ein alter Weg von Umeå am Bottnischen Meerbusen nach Mo i Rana an der norwegischen Küste.
Der Weg durch das Remdalen zieht sich, ist aber leicht zu laufen.
Gelegentlich schütteln uns einige Windböen durch.

Kurz vor den Tjakkelestugorna müssen wir noch einen Fluss überqueren. Steil geht es hinunter auf die Brücke und auf der anderen Seite genauso steil über die Wächte nach oben. Wir umgehen die Wächte auf der linken Seite.


Von den Tjakkelestugorna sind es noch 17 Kilometer nach Klimpfjäll. Fast den ganzen Tag begleitet uns der mächtige Gipfel des Durrenpiken. Knapp unterhalb der Steilwand geht es durch das Trogtal Durrenskalet. Das schöne Wetter darf nicht darüber hinweg täuschen, dass der Wind hier sehr kräftig durch das Tal fegen kann.

Die Schutzhütte Durrenskalet (unten)


Kurz vor Klimpfjäll haben wir nochmals einen super Blick auf den Durrenpiken. In Klimpfjäll werden wir die Tour beenden müssen, da uns die Zeit für die weiteren 40 Kilometer nach Borgafjäll fehlt.
Frühmorgens nehmen wir daher den Bus nach Vilhemina mit Weiterfahrt nach Dorotea. Über den Inlandsvägen (E45) nehmen wir diesmal die Fähre von Göteborg.



Für alle, die Lust bekommen haben, diese Tour zu erleben, gibt es den Skitourenführer Lapplandsleden
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Da es schon langsam dunkel wird, suchen wir nach einem geeigneten Zeltplatz. Der Winteranfang war hier oben schneearm, dafür hat es in den letzten Wochen heftig geschneit. Wir stehen vor der Wahl: Ruhiger Zeltplatz im Tiefschnee oder ein Platz auf einer alten Scooterspur. Wir entscheiden uns für die letztere Variante, um nicht ewig tief einzusinken. Nach der langen Fahrt sind wir ziemlich erledigt und verziehen uns bald in die Schlafsäcke.
Am nächsten Morgen sind wir früh auf. Nachdem wir gestern meist auf der Scooterspur gelaufen sind, zweigt direkt bei unserem Zeltplatz der Lapplandsleden ab. In einem großen Bogen gehen die Markierungen leicht ansteigend nach oben. Allerdings ist vor uns keine erkennbare Spur vorhanden. Wir versinken tief im weichen Schnee. Wir entscheiden uns daher, zunächst weiter dem Scooterweg zu folgen.

Wir schinden uns mehr oder weniger durch den Wald. Erst oben im Kalfjäll, in der Nähe des Seinesfjäll, werden der Schnee fester und unser Fortkommen besser.

Am Seinesjön treffen wir zwei Scooterfahrer. Sie präferieren den Scooterweg nach Joesjö und empfehlen uns, diesen Spuren zu folgen, da es auf dem eigentlichen Lapplandsleden bisher keine Spuren gäbe und das Vorankommen sehr schwer wäre. Wir nehmen die Empfehlung gerne an. Der Weg wird dadurch zwar nicht kürzer, jedoch wird er leichter zu gehen sein.
Eine Stunde später treffen wir zwei Skiwanderer. Ein schwedisches Paar unterwegs auf dem "Vita bandet", eine Art Challenge für Wanderer und Skiwanderer im schwedischen Fjäll (Vitagronabandet), von Grövelsjön im Süden bis zum Dreiländereck Schweden-Finnland-Norwegen in Treriksröset. Diese Tour ist rund 1300 Kilometer lang. Die beiden müssen bereits früh aufgebrochen sein, normalerweise empfiehlt sich der Start für das Vita bandet erst ab dem 15. Februar in Grövelsjön. Die zwei sollten auf dieser Tour die einzigen Skiwanderer sein, die wir in neunTagen zu Gesicht bekommen!

Abends finden wir einen guten und aussichtsreichen Zeltplatz.

Nach kalter Nacht erleben wir Prachtwetter. Vom Lillfjäll geht es hinunter zum Joesjö.


Unten am See ist es kalt, das Thermometer zeigt -28°C. Über eine gut markierte Spur geht es 7 Kilometer über den Joesjö an der gleichnamigen Ortschaft vorbei nach Boxfjäll. In Boxfjäll gibt es einen Campingplatz sowie ein kleines Lebensmittelgeschäft. Die Firma Tärna Vilt verkauft dort Wildspezialiäten. Leider finden wir - auch auf Nachfrage - keinen Raum, in dem wir die Mittagsrast verbringen können.

Wir steigen weiter zur Atostugan. Die Atostugan ist keine Hütte im eigentlichen Sinn (wie man aufgrund des Namens vermuten könnte) sondern eine ehemalige samische Schule und heute ein Kulturdenkmal.
An dieser Stelle endet der erste Abschnitt unserer Tour. Theoretisch kann man von hier aus per Mitfahrgelegenheit in Richtung Tärnaby kommen.
Wir gehen jedoch weiter auf unserer Route.
Nächste Etappe:
Atostugan - Gränssjö