Radtour Helsinki – Nordkapp

Helsinki – Lahti – Kangasniemi

Tag 1

Vantaa – Helsinki – Järvenpää (77 km)

Lufthansa hat ihre Sache gut gemacht. Alles dabei. Keine Schäden am Pino. Nach kurzer Nacht geht es durch den riesigen Stadtwald von Helsinki mitten durch die Stadt. Hier liegt sie nun, die pulsierende finnische Perle.

Ein Cappuccino bei Sonnenschein am Hafen. Dank Navi finden wir gut aus der Stadt heraus.

TAG 2

Järvenpää – Lahti- Heinola (107 km)

Eigentlich hätte der Wetterbericht einen fast durchgängig sonnigen Tag versprochen. Stattdessen: Regen, aus Kübeln.

TAG 3

Heinola – Kangasniemi (120km, 1150 Hm)

Birkenwald soweit das Auge reicht – Schotterwege – auf und ab. Ab und zu ein Haus – verlassen oder bewohnt? – Irgendwo Café/Tante Emma Laden /Werkstatt. 

Die Getreideernte kann warten (Mitte August).

Kangasniemi – Oulu

Tag 4

Kangasniemi – Pieksämäki – Suonenjoki -Iisvesi ( 99 km, 750 Hm )

Bei herrlichem Wetter durch die mittelfinnische Seenplatte. Heute meist auf geteerten Wegen, manchmal schaffen wir die unvermeidbaren Hügel mit voller Geschwindigkeit. In der Ortschaft werden wir sogar angesprochen. Das Pino erweist sich wieder einmal als „Türöffner“ bei den meist sehr reservierten Finnen. 

Trotz vieler  Schilder,  die vor Wildwechsel warnen,  haben wir auf dieser Reise noch keinen Elch erblickt. 

TAG 5

Iisvesi – Karttula – Pielavesi – Kiuruvesi (149 km, 1150Hm)

Eine lange Etappe. Süsse Sommercafe-Kioski mit dünnem Kaffee, leckerem Selbstgebackenem. Das scheue Lächeln und ein zaghaftes Gespräch gibt es gratis dazu.

Leider macht der Freilauf des Pino wieder Probleme.  Die Ursache der 2012er Serie ist jedoch bekannt und wir haben vorgesorgt. Nach 15 Minuten ist der Freilauf ausgetauscht. 

TAG 6

Kiuruvesi – Oulujärvi (128km)

Entgegen der Vorhersage begann es schon morgens heftig zu regnen. Die ersten 40 km waren sehr in Ordnung, wir kommen gut voran. Im strömenden Regen „begeistern“ uns anschließend 50 km tiefgründige Schotterwege. Heftig für Mensch und Material, sehr kräftezehrend. 

Endlich haben wir wieder feste Straßen erreicht. Nach Supermarktkaffee geht’s weiter am riesigen Oulujärvi (See) entlang. Langweilig wird es nicht. Immer ein Gewitter im Nacken, rechts und links ein wunderschöner lichter Wald mit Flechten und Moosen. Wir trauen unseren Augen nicht, kaum 25m entfernt – ein Braunbär – ein echter, etwa 2 Jahre alter Teddy.

Zeltaufbau im Platzregen.

Tag 7

Oulujärvi – Oulu (120km)

Der Tag begrüsst uns freundlich. Die Klamotten sind Dank Sauna wieder trocken. Mit leichtem Gegenwind entlang des Oulujoki nach Oulu. Sandstrand, mit durchaus badefähigen Temperaturen.

Badevergnügen 65 Grad Nord, unweit der Stadtmitte von Oulu.

Oulu – Inari

Tag 8

Oulujärvi- Kemi (122km)

Unsere erste Tat heute Morgen wird sein, eine neue Liegematte zu kaufen. Andreas braucht so zu sagen ein fast neues Bett. Also hin zum nächsten Naturkompaniet-Geschäft. Wie schon in Göteborg, wird uns mehr oder weniger der rote Teppich ausgerollt. Unser Fahrrad darf mit ins Geschäft.

Wir kommen bei herrlichem Sommerwetter und Rückenwind gut vorran.  Der Tacho zeigt 38,2kmh und fahren mit dem großen Rückreiseverkehr auf der E75 auf dem Seitenstreifen.  

Der Tag hält keine großen Überraschung parat und so erreichen wir nach 122 km Kemi. Bleiben für eine Nacht auf einem Wohnwagenstellplatz. Auf einem kleinen Wiesenstück mit Blick auf’s Meer und modernen und puristischen Sanitäranlagen geniessen wir die Abendsonne.

Tag 9

Kemi – Rovaniemi (128km)

Sonntag, Regentag, aber warm 15 Grad. Was die finnische Hausfrau nicht davon abhält, ihre Teppiche am öffentlichen Waschzuber mit Seife und Wurzelbürste zu waschen. Keine Ahnung, wie das Trocknen funktionieren soll.

Finnische Hausfrau beim Waschen der Flickenteppiche

Die Fahrt ist trotz des heftigen Regens kurzweilig und gut zu machen. Straße und Verkehr sind prima.

Hier oben, in Finnland, wo die Winter lang und dunkel sind, wohnt ja bekanntermaßen der Weihnachtsmann mit seinen Weihnachtswichteln in Roveniemi. Und hier können alle Großen und kleinen Kinder ihren Weihnachtswunschzettel direkt beim Weihnachtsmann abgeben, was auch viele Eltern mit ihren Sprösslinge machen. Dementsprechend treffen wir auf etliche Eltern  aus allen Herren Länder,  auch mit Fahrrad und Kinderhänger. Was sich übrigens auch auf den Preis des Campingplatzes niederschlägt.

TAG 10

Rovaniemi – Korvalan (65km)

Fast ein Ruhetag, ein wenig Weihnachtsmannrummel am Polarkreis, mehr oder weniger geschmackvoll Souvenirs. Vorallem Asiaten sind begeisterte „Weihnachtswunschzettel“ Schreiber.

Anschließend 60 km nach Norden,  ab und an ein paar Rentiere, den Campingplatz und den dazugehörigen See samt Sauna haben wir für uns.

TAG 11

Korvalan – Vajusuvanto (107km)

Wir starten früh, kühl, aber sonnig.  Links sind Bäume, rechts sind Bäume  und dazwischen Zwischenräume.  . .  So oder ähnlich verläuft die Straße immer nordwärts. Der Verkehr wird weniger,  Wohnmobile, Motorradfahrer, die uns häufig winken, die anderen Autofahrer schauen oft ungläubig ,  denn wir sind wohl die einzigen verrückten Radfahrer zumindest ein Pino dürfte hier nur selten zu sehen sein.

 Diese Schilder sind ernst zu nehmen. Mehrfach mussten selbst wir bremsen!

TAG 12

Vajusuvanto – Ivalo (139km)

Nach einer Nacht auf einem schön gelegenen, aber uralten Campingplatz mit Plumsklo und hocherfreuten Schnaken,  sitzen wir bereits um kurz nach 7 Uhr im Sattel.  Kaum richtig in den Gängen landen vor uns zwei Kraniche. Einmalig schön.  Es wird einer der tollsten Fahrten.  Landschaftlich Klasse, lichter Wald mit tollen Moosen, Flechten, Heidelbeergestrüpp, ab und zu stehen die Rentiere neugierig auf der Straße,  die Sonne scheint,  es ist warm, wir haben leichten Rückenwind, was will man mehr  !

Kurzer Abstecher zu der Goldgräberstadt Tankavaara. Es herrschten wohl schon bessere Zeiten in der für Touristen angelegten Goldgrube. 

Inari – Nordkapp

13. TAG

Ivalo – Inari – Hietajoki/Tartakko (103 km)

Nach dem gestrigen Sonnentag, grüsst uns heute Morgen der Regen.  Andreas ist optiministisch, dass es heute gut wird und er sollte recht behalten. Die Strasse schlängelt sich gut ausgebaut,  mal eben, mal buckelig bis Inari. Mit dem Inarisee verbinden wir tolle Erinnerungen.  Haben wir doch vor 34 Jahren morgens um 02.00 Uhr bei Sonnenschein im Juni eine unvergessene Paddeltour unternommen. Von Romantik nun keine Spur.  Deutsche Busladungen werden ausgespuckt, die sich sofort auf den Weg machen, um sich mit Souvenirs für die Daheimgebliebenen einzudecken. Logisch stürzen sich die Touristen auf uns und unser Fahrrad, zeigen uns ihre Handyaufnahmen, die sie vom Bus aus von uns gemacht haben und hören sich ungläubig und faszinierend unsere Reiseroute an. 

Von einem Abstecher nach Russland haben wir doch lieber Abstand genommen.

14. TAG

Hietajoki/Tartakko – Kirkenes (138km)

Welchen See hättens denn gern? Auf einer tollen leicht hügeligen Straße fahren wir an unzähligen Seen vorbei. Den schönsten gibt es nicht, alle sind wunderschön. Wollgras, Flechten, Heidekraut. Automatisch denkt man an die geradezu popeligen Weiher Oberschwabens oder gar den übervölkerten Bodensee. Jeder Finne würde wahrscheinlich den Kopf schütteln. 

TAG 15

Kirkenes – Tana bru (148km)

Kirkenes muss man nicht wirklich gesehen haben. Die 12 km vom Campingplatz haben sich nicht gelohnt. Wir treten schnell die Weiterfahrt nach Tana bru an. 148 km und insgesamt 1480 Höhenmeter  liegen vor uns, der Wetterbericht eher bescheiden. Trotz guter Regenkleider sind wir irgendwann durchnässt. Ab Neiden schwenkt die Straße eher ins Fjell, durch riesige Moore kommen wir gut voran. Weiter geht es der Küste entlang mit vielen Aufstiegen und Abfahrten. Mittagspause unter dem Vordach eines verlassenen Hauses. Einkehrmöglichkeiten oder eine Bank zum Ausruhen, sucht man hier vergebens. 

Irgendwann gegen Abend erreichen wir Tana bru.

TAG 16

Tana bru- Ifjord (92 km)

Tana bru liegt am riesigen Tenojoki. Am Fluss geht es zunächst meist eben entlang. Nach 1,5 Stunden hat uns der Regen wieder eingeholt. Über kleine Höhenrücken (ca 150 m Höhenunterschied) windet sich die schlaglochgepflasterte Straße von Fjord zu Fjord. Nach der sehr kurzen Mittagsrast müssen wir knapp 400 Höhenmeter hinauf auf das Ifjordfjell. Leider ist von der fantastischen Landschaft kaum etwas zu erahnen. Riesige Rentierherden können wir bei näherem Hinsehen erkennen. Ganze Wälder von erfrorenen und vertrockneten Birkenwälder lassen bei diesem Wetter alles leicht gespenstisch aussehen. Was wäre das bei Sonnenschein eine Pracht! Stattdessen wabbert der Nebel  und der Regen peischt ins Gesicht. Auf den Abfahrten frieren wir gewaltig. 

Tag 17

Ifjord – Kjøllefjord ( 112 km)

Der Tag beginnt, wie er aufgehört hat. Mit tiefgrauen Wolken und nebenverhangenen Bergen. Es hilft nichts. Op de fiets. Ein kleiner Lichtblick. In 17 km Entfernung kommt eine der wenigen Einkaufsmöglichkeiten mit Aussicht auf einen wärmenden Kaffee. Hier am gefühlten Ende der Welt, treffen sich die wenigen Dorfbewohner zum Einkauf (hier kann man sogar noch Lebertran käuflich erwerben) und zum Schwätzchen. Nach längerem Aufenthalt müssen wir los, sonst wird es mit der Tagesetappe eng, es ist schon längst nach 12.00 Uhr. Dick eingemummelt, mit allem was zur Verfügung steht, geht es einer grandiosen Küstenstrasse mit Tief- und Weitblick den Fjorden entlang. Mal 300 Höhenmeter rauf, dann 300m runter im Gleichtakt. Sehr anstrengend und  kräftezehrend und je mehr Kilometer der Tacho anzeigt, auch frustrierend.

Das Ziel Kjøllefjord ist schon greifbar, taucht ein Samizelt mit Samen auf. So viel Zeit muss sein, schnell noch einen kleinen Abstecher. 

Es ist weit nach 20.00 Uhr als wir ankommen, die Nacht werden wir im Wartesaal der Hurtigruten verbringen. Immerhin, es ist warm, umsonst, Duschen und Toiletten sind vorhanden, ausserdem bekommen wir hautnah mit, wenn um 03.00 Uhr morgens das Hurtigrutenschiff einläuft.

TAG 18

Kjøllefjord – Honningsvåg – Nordkapp

Es ist um 3.00 Uhr morgens schon fast taghell, die Sonne scheint das Strahlen doch nicht ganz vergessen zu haben. Dementsprechend liegt die Temperatur bei 2 Grad. Die „Nordlys“ legt pünktlich und unkapriziös an, es wird nun offensichtlich, es ist halt immer noch ein Postschiff, das auch Waren und Arbeiter mit ihren Autos von A nach B bringt. Und uns. Einsteigen, Fahrrad abstellen und oben ein Ticket kaufen, fertig. 

Nach kurzweiligen 3 Stunden, heißt es leider runter vom Schiff. Wir sind in Honningsvåg. Es scheint die Sonne bei frostigen Temperaturen.  Beste Voraussetzungen um endlich an unser angestrebtes Ziel, dem Nordkapp zu kommen. 34 km hört sich ja nicht gerade viel an, aber es wird ein verdammt schwerer Trip.  Der nördlichste Zipfel Europas verlangt auch von den wesentlich jüngeren Radreisenden viel ab. Steigung von 9% , mühsame 320m hoch und dann alles wieder runter. So schlängelt sich die Straße hoch. Fast 3 Stunden Wind, Nebel, Rentiere, die die Straße queren, kalt an Hand und Fuss und auch sonst überall. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis unverkennbar der Parkplatz, schon gut gefüllt mit Wohnmobilen auftaucht. Es lohnt sich, früh zu sein, denn der Eintritt,  stolze 30 Euro pro Person, wird wohl erst gegen 11:00 Uhr kassiert.

Obwohl das Nordkapp recht unspektakulär aussieht,  ist doch der Ausblick ins schiere Unendliche toll. Klar fallen wir „zwei Alten“ mit unserem Fahrrad auf und gleich müssen wir Fragen beantworten, werden fotografiert und haben Mühe, in Ruhe von uns selbst Fotos zu machen.

Nach ein paar Stunden des Verweilens, geht die nicht weniger anstrengende Fahrt hinunter ins Tal. DerCampingplatz bei Honningsvåg bietet sich als Nachtquartier an. Wir sind, wie so häufig,  die einzigen im Zelt.

Mit der Hutigruten genießen wir einen Ruhetag auf der Fahrt von Honningsvåg nach Tromsø. Von dort geht es dann weiter über die Vesterålen auf die Lofoten.

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