Öland Radtour

Im Rekordsommer 2018 waren wir in Südostschweden unterwegs. Von Trelleborg der Süd- und Südostküste Schwedens entlang, mit der Umrundung der Inseln Öland und Gotland. Der Rückweg führt uns quer durch Småland durch die Region Österlen in Skåne. Die Tour dauerte etwa drei Wochen bei rund 1870 Kilometern.

Trelleborg – Kalmar

Anreise und Tag 1

Wir liegen faul im Zelt, Capriciosa im Bauch, denn der Campingkocher vor dem Zelt ist momentan verboten und wären nicht so viele schwedische Autonummern um uns herum, glaubten wir uns in Spanien oder irgendwo im Süden. Lichte Wälder, Sandböden und verdörrtes Gras. Sonnenschein und der typische Wind, wenn  man direkt hinter den Dünen ist. Aber jetzt der Reihe nach.

Die Fahrt nach Hamburg haben wir überstanden. Das ist wohl die richtige Umschreibung. Stichwort : 4 Junggesellenabschiede der übelsten Sorte. Hitze und überfüllter Zug nach Travemünde, Überfahrt mit der Peter Pan von Travemünde nach Trelleborg war entspannt und schlaferfüllt.

Ankunft in Schweden ist für uns wie heimkommen. Die erfrischende Morgensalzluft tut gut und unter sonntäglicher Ruhe, die fast nur durch Mövengeschrei und den letzten Wohnmobilisten unterbrochen wird, radeln wir mit starkem Rückenwind an der Küste entlang, Richtung Ystad. Allen Henning Mankell Fans sei gesagt, in Ystad kann man auf Wallanders Spurensuche gehen!  Das Städtchen hat viele lauschige Ecken, alte schön renovierte Fachwerkhäuser, die hier so typischen Stockrosen, die sonst ganze Straßenzüge farblich untermalen, sind leider der Hitze zum Opfer gefallen. Seit dem letzten Besuch vor über 14 Jahren hat sich einiges zum Positiven verändert, neue Radwege wurden angelegt und ganze Straßenzüge autobefreit. Warum klappt so was nicht in Deutschland?

Ein Muss,  wenn man schon hier ist, sind die Ales Stenar. Gigantisch,  was unsere Vorfahren geleistet haben um durch den Stand der Sonne, die Jahreszeiten zu bestimmen. Oder aus welchen Gründen die Steine sonst gesetzt wurden. Großartig!

92 km

Tag 2 

Simrishamn – Kivik – Åhus – Sölvesborg

Schon um 08:00 Uhr starten wir in Richtung Simrishamn. Immer mit Blick auf das Meer geht es in östliche Richtung. Die Gegend nennt sich Österlen und zeigt sich von der schönsten Seite.

Nördlich von Simrishamn wird viel Obst und Gemüse angebaut. Wir entdecken einen der wenigen Weinberge Schwedens. Die Landschaft erinnert in Ausschnitten an die Provence, bei der Dürre allemal. Wein kann man beim Erzeuger übrigens nicht kaufen. Dies geht wegen des staatlichen Alkoholkonsum nur im Systembolaget (nur dort kann man in Schweden Alkohol kaufen).

An einigen Wochen im Jahr kann man über einen Truppenübungsplatz hoch über der Küste in Richtung Åhus fahren. Die karge Landschaft lässt besonders in diesem Sommer besondere Eindrücke entstehen.

 Die für diese Gegend bekannten Gotlandschafe mit den weichen grauen Löckchen.

Blick auf Åhus. Sehr dänisch anmutend, mit einer schönen Altstadt.

Bis zu unserem Übernachtungsplatz haben wir 120 Kilometer hinter uns und fallen müde und ohne warmes Essen in unsere Daunen.

Tag 3

Sölvesborg – Karlskrona 

Über die längste Fuss- und Radbrücke Europas (so will es ein Schild uns glauben lassen)

verlassen wir an diesem sonnigen und warmen Morgen Sölvesborg. Ansonsten ist der Tag schnell erzählt. Die Strecke führt uns heute meist auf  dem Seitenstreifen oder Radwegen entlang der stellenweise stark befahrenen Hauptstrassen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht und so hoffen wir, zügig weiter zu kommen. Uns fehlt der Kaffee als Turbolader, aber hier im nirgendwo gibt es weder Ortschaften geschweige denn ein Cafè.  Und so quälen wir uns bergauf und bergab, schlussendlich über 800 Höhenmeter.

Ein ausgiebiges Mittagessen in Ronneby im Garten sorgt wieder für gute Laune. In Schweden gibt es das verbreitete Dagensrätt, ein warmes Mittagessen für etwa10 Euro mit Salat, Hauptspeise und Dessert, manchmal auch  incl. Getränk.

Es geht weiter nach Karlskrona. Nach 109 schweißtreibenden Kilometern lockt eigentlich ein Bad direkt vor der „Haustüre“ aber die Wäsche sollte noch gewaschen werden.

Tag 4

Karlskrona – Kristianopel – Kalmar

Karlskrona ist vom Wasser geprägt. Hübsche Sommerhäuser sitzen fast majästetisch auf den runden Felsen, die obligatorischen Flaggen verkünden, der Besitzer ist da und genießt den Sommer.

Auch wir finden ein schönes Plätzchen unter hochgewachsenen Fichten mit direktem Blick auf die glitzernde See,  wo sich noch jede Menge schwedische Familien im Wasser tummeln.

Wir sitzen früh im Sattel, wieder soll es heiß werden. Der Weg ist heute angenehmer und abwechslungsreicher mit ausreichend Rückenwind.  So haben wir Wind von allen Seiten,  bei den Temperaturen ! Landschaftlich gleicht die Gegend eher Südspanien. Alles ist braun und verdorrt.  Ganze Wälder,  Äcker und Wiesen.  Unglaublich.  Die Maispflanzen sind Mitte August ca. 30 cm hoch !

Eine kurze Fika (Kaffeepause) im zauberhaften Kristianopel und danach mit kräftigem Pedaldruck und gutem Wind nach Kalmar.  Dort wird uns die „Dessi“ in 30 Minuten auf die Königsinsel Öland bringen.  Königsinsel deshalb, weil hier die ganze Königsfamilie ihren Urlaub verbringt.

Öland

Tag 5

Es ist heiß, wir wollen heute die Südspitze Ölands umrunden. Auf zunächst guten Radwegen geht es gegen den Wind nach Süden. Abgeernetete Getreidefelder und vertrockneter Mais bestimmen das Landschaftsbild.

Einige Kilometer führt der Radweg durch Kiefernwälder direkt an der Küste entlang. Hier lässt es sich wunderbar radeln.

Durch die kargen Weiden des Alvenar geht es bei glühender Hitze nach Osten. Was die Rinder und Mutterkühe hier fressen sollen, ist uns schleierhaft.

Wir haben einen Tipp bekommen: Annys Fish and ships in Gräsgård hamn. Ungesund aber lecker schmeckt es in uriger Atmosphäre.

Ein erfrischendes Bad in der Ostsee runden den Tag ab.

90 km

Tag 6

Am Abend quatschen wir noch bei einem Glas Wein eine Weile mit (fast) Nachbarn aus der Ulmer Gegend.

Mitten in der Nacht überrascht uns ein Gewitter. Heftiger Sturm mit orkanartigen Böen. Auf dem Campingplatz fallen Bäume um, Vorzelte werden über die dazugehörigen Wohnwagen gestülpt und Zeltstangen brechen. Die Rezeption und ein Sanitärgebäude werden ebenfalls beschädigt. Wir haben Glück. Unser „Hilleberg“ hält.

Vor uns liegen 130 km und mit dem Rückenwind wird es etwas leichter. Wir wollen heute in den Norden der Insel und die Fahrt dorthin ist geprägt von der so genannten „Alvar“ , eine Landschaftsform,  die von der Eiszeit geschaffen wurde und nur aus einer dünnen Humusdecke auf Kalksteinuntergrund besteht. Dementsprechend wachsen hier viele Pflanzen,  die andernorts nicht gedeihen.  Durch die große Trockenheit hat das nun ein  ganz besonderes Erscheinungsbild. Auch das Licht ist hier wohl einzigartig, so dass sich auf Öland viele Maler und Künstler niedergelassen haben. Ständig wird man auf Galerien und Kunstausstellungen aufmerksam gemacht.

Wir steuern die Ruine von Schloss Borgholm und das Familienschloss der schwedischen Königsfamilie Solliden an. Ein kurzer Blick in den wunderschönen natürlichen Park und weiter geht’s.  Entlang an der natürlichen Küste nur wenige Meter vom Wasser entfernt, auf eine Länge von sage und schreibe 50 Kilometern. Sehr beeindruckend.  Vorbei an der einzig noch erhaltenen windbetriebenen Steinscheuermühle,  den riesigen Steinfelder von Byrum und den beachtlichen rund hundert Raukar und dem 600m langen Sandstrand von Byrum. Die Kilometer liefen einfach so mit, solch tolle Natur Erlebnisse sieht man nicht alle Tage.

Abschließend können wir sagen, Öland ist ein Erlebnis für alle Sinne. In Byxelkrog am nördlichen Ende von Öland beenden wir den Tag.

126 km

Nach einer Stunde schlägt das Wetter im wahrsten Sinne des Wortes blitzartig um und Regen klatscht gegen die Bullaugen. Bei Ankunft in Oskarshamn ist es locker 15 Grad kälter. Wir haben bis zur Abfahrt nach Gotland 6 Stunden Zeit für ein warmes Mittagessen, Stadtbummel und ein Cafébesuch während eines kräftigen Hagelschauers. Ja, Wetter kann auch anders!

Der Insel Gotland haben wir einen eigenen Artikel gewidmet

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